Feuerwehren bekommen Digitalfunk vorgestellt

Lange ist er schon im Gespräch, bei der Fußball WM 2006 sollte er schon in Betrieb gehen – die Rede ist vom vielversprechenden neuen Digitalfunk für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). In der bis jetzt vergangenen Zeit hat sich nun einiges getan, sodass der Abschluss des Projektes „Digitalfunk Bayern“ wieder ein ordentliches Stück näher rückt. Im Landkreis wurde den Kommandanten nun der Digitalfunk näher gebracht, der Netzaufbau und die Gerätebeschaffung erläutert.

Kreisbrandinspektor Rudi Englbrecht stellte dazu den 44 Feuerwehren im Brandbezirk Süd die neue Funktechnik vor. Es gilt im Freistaat Bayern insgesamt 450.000 Einsatzkräfte mit der neuen Funktechnik vertraut zu machen. Mit 320.000 Feuerwehreinsatzkräften hat die Feuerwehr damit den größten Anteil. Vorrangig soll den Hilfskräften der Digitalfunk mit elektronischen Lernanwendungen im Internet, durch feuerwehrinterne Schulung sowie durch BOS-Dozenten an den Feuerwehrschulen näher gebracht werden. Betreut wird das Projekt von der Gruppe „Diginet Bayern“. Diese kümmert sich um den Aufbau der 936 Sendeanlagen in sechs Netzabschnitten sowie die Endgerätebeschaffung. Alleine in Niederbayern werden bis 2018 insgesamt 109 Sendeanlagen fertig installiert sein. Momentan sind 24 Sendeanlagen betriebsbereit errichtet. Für den gesamten Netzaufbau rechnet man zwischen 13 und 30 Monate. Anschließend wird Mitte 2015 der erweiterte Probebetrieb im Landkreis starten. Hierzu müssen bereits 95 Prozent aller Sendeanlagen betriebsbereit installiert sein. Mitte 2016 soll der Digitalfunk dann soweit funktionieren, dass der derzeitige Analogfunk abgeschaltet werden kann.

Um den Probebetrieb aufnehmen zu können wurden bereits im Vorfeld die Standorte für eine optimale Funkversorgung ermittelt. Dass hierbei keine Funkmasten von Mobilfunkanbietern gewählt werden können hat den Hintergrund, dass der BOS-Funk über eine Notstromeinspeisung verfügen muss um jederzeit einwandfrei zu funktionieren. Außerdem ist eine möglichst lange Standortgarantie von Vorteil um eine hohe Netzqualität zu gewährleisten. Verlegt ein Mobilfunkanbieter eines Tages seinen Masten an einen anderen Standort, so kann dies nicht mit der Antenne des Digitalfunks geschehen, da unter Umständen dann ein Gebiet ohne Funkversorgung vorhanden sein kann.

Die koordinierende Stelle des Vorhabens übernimmt dazu das Bayerische Staatsministerium des Innern. Die Überwachung des gesamten Digitalfunknetzes in Bayern übernimmt seit 2010 das Landeskriminalamt. Somit ist sichergestellt, dass Unregelmäßigkeiten unverzüglich aufgedeckt werden können und entsprechende Schritte eingeleitet werden. Verlorene oder gestohlene Geräte können unverzüglich gesperrt werden. Die Integrierte Leitstelle in Landshut wird ab dem Probebetrieb der Ansprechpartner für die Hilfsorganisationen im Problemfall sein. Auch kann die Leitstelle bei Großschadenslagen den Feuerwehren schon bei der Alarmierung eine Funkfrequenz zuweisen oder eine Gruppenbildung einleiten. Zuletzt werden noch vorhaltende Stellen geschaffen welche für eine eventuelle Reichweitenerhöhung oder Signalverstärkung im Ausnahmefall benötigt werden. Hierzu sollen dann Rufbereitschaften gegründet werden.

Ein großer Dorn im Auge sind allerdings die Anschaffungs- und Betriebskosten. Beim Digitalfunk rechnet man mit bayernweiten Anschaffungskosten bis Ende 2021 in Höhe von einer Milliarde Euro. Alleine der Netzaufbau verschlingt im Freistaat 700 Mio. Euro aufgrund der topografischen Lage Bayerns. Insgesamt 9 Mio. Euro im Jahr kommen dabei Betriebskosten auf die Krankenkassen und Kommunen zu. Da die Gemeinden angehalten sind mietfreie Standorte zur Verfügung zu stellen können 3 Mio. Euro im Jahr an Mietkosten eingespart werden.

Die Endgeräte wie Fahrzeugfunkgeräte, Handfunkgeräte, Sirenensteuerempfänger und digitale Meldeempfänger werden mit 80% der Anschaffungskosten aus dem Staatshaushalt bezuschusst. Die Kosten des Einbaus der Geräte muss jedoch jede Kommunen selbst tragen. Die Zuschussanträge sind bereits 18 Monate vor Beginn des erweiterten Probebetriebes beim Innenministerium zu stellen. Anspruch auf den Zuschuss haben nur Gemeinden, die sich aktiv an der Standortsuche und zur Verfügungsstellung beteiligt haben. Andernfalls wird kein Zuschuss gewährt.

Kreisbrandmeister Johann Meyer und Wolfgang Metz, zweiter Kommandant der Feuerwehr Vilsbiburg, stellten die digitalen Handfunkgeräte den Kommandanten vor. Dazu hat das Innenministerium jedem Regierungsbezirk 22 Funkgeräte des Herstellers Sepura zur Verfügung gestellt. So konnte man sich mit den neuen Geräten gleich etwas vertraut machen. Großer Vorteil ist, dass Geräusche wie die eines Stromerzeugers oder eine Tragkraftspritze fast vollständig herausgefiltert werden können. So ist eine klare Verständigung jederzeit möglich. Auch werden die Gespräche komplett verschlüsselt und können nicht mehr abgehört werden. Neben der Errichtung einer Funkgruppe können weiterhin einzelne Personen einer Gruppe untereinander kommunizieren ohne den Rest der Gruppe zu stören. Ebenso verfügen die Geräte über eine Notrufeinrichtung, sodass alle Funkgespräche unterbrochen werden und die hilfsbedürftige Person einen Notruf absetzen kann. Telefonieren soll genauso wie ein Short Data Service (SDS) zur Übermittlung von Einsatzstellen möglich sein. Nachteile der Geräte sind, dass man bei Betätigung der Sprechtaste erst zwei Sekunden warten muss, bis eine Verbindung zustande kommt. Andernfalls können wichtige Befehle verloren gehen. Auch wird durch den integrierten GPS Sender in den Geräten regelmäßig der aktuelle Standort eines jeden einzelnen Feuerwehrdienstleistenden preisgegeben. Auch wenn dies bei modernen Smartphones schon lange möglich ist, hat man dort immer noch die Möglichkeit das GPS zu deaktivieren. Bei den Digitalfunkgeräten ist diese Option bereits im Vorfeld ausgeschlossen worden.

Auch wenn der Digitalfunk viele neue Möglichkeiten mit sich bringt, wird die Umstellung finanziell eine große Herausforderung für die Gemeinden darstellen. Der Schulungsaufwand der ehrenamtlichen Helfer ist derzeit noch gar nicht absehbar. Manch einer wird sich dann wieder die Zeiten des „guten alten Analogfunks“ wünschen.
   

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